Guatemala ist ein kleineres Land als Mexiko. So klein, dass es sogar möglich wäre, es in nur einem Tag zu durchqueren – aber es gibt da eine Einschränkung – der Verkehr! Ost nach West, Nord nach Süd, Städte, Kleinstädte oder Dörfer; es spielt wirklich keine Rolle, wohin man fährt – in Guatemala wird man immer auf Stau stossen, und die geplante 3-Stunden-Fahrt könnte sich aufgrund einer riesigen Menge von Autos, Pickups und Chicken-Buse, die die Strassen in Beschlag nehmen, leicht verdoppeln. Aber uns entmutigt das nicht, denn auf dieser Reise haben wir Zeit. Und allein die Tatsache, dass wir viereinhalb Monate in diesem verborgenen Juwel Mittelamerikas verbracht haben, beweist, dass sich das alles gelohnt hat.
Es war schön, fast eine ganze Woche in El Paredon verbracht zu haben; ein Paradies für Surfer, das auf der pazifischen Seite des Landes liegt. Sein feiner schwarzer Sand erstreckt sich kilometerweit und die wilden Wellen, die die Küste umspülen, locken sogar die Anfänger unter den Surfern an. Wir Nicht-Surfer hatten Freude daran, bei Ebbe herumzuplanschen, unser Glück auf einem Boogie-Board zu versuchen und mit den Einheimischen Sanddollars zu sammeln. Währenddessen warteten die Typen da draussen wie eine Möwenbrut auf ihren Fang, und erwischten die grossen Wellen! Und dann waren da natürlich noch die Sonnenuntergänge!
Wir waren mit den Simons und unseren australischen Freunden unterwegs. Da es in Bezug auf Camping nicht viele Möglichkeiten zur Auswahl gab, waren wir froh, dass das „Hotel Pacifico“ drei Overlander auf seinem winzigen Parkplatz unterbringen konnte. Diese Unterkunft war perfekt! Direkter Zugang zum Strand, ein Pool von angemessener Grösse und ein Restaurant mit wirklich der besten Pizza, die wir seit langem gegessen hatten – ein echter Geheimtipp – und das alles für einen erschwinglichen Preis von $10 pro Nacht.
Wir holten das Beste daraus und genossen eine ganz besondere Begegnung mit den einheimischen Guatemalteken Pablo und Karin und ihren beiden Töchtern Nati und Cami. Sie entflohen der Wochenendhektik von Antigua, wo sie leben, um ein paar Babyschildkröten freizulassen und einen Ort zu besuchen, der ihnen sehr am Herzen liegt.
Diese Begegnung war einer der Gründe, warum wir für Reisende länger als üblich in Guatemala verbrachten. Wegen ihnen assen wir Tapado in Livingston (dazu später mehr), entdeckten den ruhigsten aller Seen; Lake Petén und besuchten Antigua immer wieder.
Auf unserem Weg nach Osten schafften wir es tatsächlich, sie zu besuchen. An einem Samstagnachmittag wurden wir mit einer Fleischplatte aus Rinderfilet, Picaña und argentinischer Chorizo (natürlich mit Chimichurri-Sauce) verwöhnt und später in der Woche zu frischen Chicharrones in einem der örtlichen Imbisswagen eingeladen, gefolgt von einem Besuch von Pablos Brauerei ‚Cerveceria Catorce‘. Pablo ist äusserst gastfreundlich und einer von Guatemalas vielen Unternehmern und ganz klar; berühmt! (google ihn einfach mal, er war ein Schauspieler). Er beschäftigt sich nicht nur mit Bier, sondern hat eine internationale Schule gegründet und zuletzt, Land in Mexiko gekauft, um einen der besten Tequilas zu produzieren. Trotz seiner sehr vollen Agenda (er ist auch noch Immobilienmakler) nimmt er sich immer Zeit für neue und alte Freunde. Er sorgte dafür, dass wir in die sehr coole Piñata- und Karaoke-Party seiner Tochter einbezogen wurden, und kam an einem Montagabend vorbei, um ein Opossum zu grillen – ja, ihr habt richtig gehört – ein Opossum! Gleichgesinnte Fleischliebhaber muss man einfach mögen!
Aber so sehr die Feierlichkeiten hätten weitergehen können, wir wussten, dass wir mehr von Guatemalas Schätzen sehen mussten. Also ab nach Rio Dulce!
Quirigua war auf unserer Route und wir fanden es unhöflich, es während unserer Mittagspause einfach zu ignorieren. Und diese UNESCO-Stätte hat uns wirklich überrascht. Wir waren ganz allein und staunten über die riesigen Maya-Stelaes, die dort standen. Nach all den Jahren wurden komplizierte Steinmetzarbeiten ausgegraben und aufbewahrt. Sie enthüllen die Geschichten, die einst über die Götter erzählt wurden, an die sie glaubten. Kein Wunder hatte Guatemala eine dieser Stelaes als Symbol auf seiner 10-Cent-Münze abgedruckt. Man ist hier stolz darauf.
Der Spaziergang durch den Park selbst war sehr angenehm, und wir waren froh über die riesigen Bäume, die uns vor der intensiven Sonne schützten – vielleicht hätten wir besser den Rest des Tages dort verbracht und auf dem dortigen Parkplatz übernachtet. Denn auf dem Weiterweg erwartete uns ein riesiger Stau und aus unserer verbleibenden anderthalbstündigen Fahrt wurden bald 3 Stunden; Wieder einmal kamen wir im Dunkeln im Camp an.
Rio Dulce war jedoch ein Riesen-Hit. Wir übernachteten direkt am Lake Izabel auf dem Grundstück von Markus Vogel. Wir hatten seinen Standort auf iOverlander gefunden und ihn früher an diesem Tag angerufen, um sicherzustellen, dass wir einen Platz bekämen. Nun, als Sohn deutscher Eltern, die in den 60er Jahren ein Fleischgeschäft in Guatemala-Stadt gegründet hatten, gab es viel über ihn zu erfahren; und allein dieses Telefonat dauerte gute 30 Minuten! Markus würde uns bei der Ankunft nicht begrüssen können, aber wir wussten, dass wir uns verstehen würden und warteten eine Woche später auf seine Rückkehr.
Tatsächlich verbrachten wir zwei Wochen auf seinem Anwesen, genossen seinen privaten Pier, viele Bootsausflüge und verbrachten vor allem Zeit mit seinem Haushälter, Mario und seiner Familie. Marios drei Kinder im Alter von sieben, neun und dreizehn Jahren behandelten Zoe wie ihre jüngste Schwester. Sie verbrachte all ihre Tage damit, Spiele wie „escondite“ (Versteckspiel), Tankstellen, Modeschauen und Bingo mit ihnen zu spielen.
Mit der Ankunft zweier französischer Familien schlossen sich noch weitere Kinder dem Vergnügen an. Eine Familie kannten wir bereits von Antigua. Beide begleiteten uns gerne bei unserem Besuch des ‚Castillo de San Felipe‘ (diese Festung am Rio Dulce war übrigens ein wirklich erstaunliches Stück Geschichte, das die Fantasie von Jung und Alt anregte) und wir teilten uns die Kosten für eine Bootsfahrt zum nahegelegenen Livingston.
Livingston ist eine einzigartige Stadt an der Karibikküste. Es ist die Heimat der Garafuna-Gemeinschaft, die ursprünglich aus Afrika stammt.
Im Rahmen unserer privaten Bootstour durften wir Livingston besuchen und das berühmte „Tapado“ im Restaurant „Tres Garafunas“ probieren. Tapado ist eine scharfe Suppe, die aus Kokosmilch und gehackten Kochbananen besteht und woraus ganze Garnelen, gebratener Fisch und Krabben ragen. Nein, sie lebten nicht mehr, aber diese Meeresfrüchteplatte diente als grossartiges Mittagessen und als sehr wichtiger Treibstoff für unser Schwimmen im Meer und in den heissen Pools. Ja, unser Reiseleiter brachte uns nach Playa Blanca, einem unberührten Strand mit weissem, pudrigem Sand und Kokosnussgetränken und zu sprudelndem Thermalwasser.
Dies war auch nicht das einzige heisse natürliche Wasser in der Gegend. Als Markus sich uns anschloss, brachte er uns zur „Finca Paraiso“, einer Ansammlung kühler Pools mit heissen Wasserfällen, die in sie hineinfliessen – was für ein Genuss!
Den Rest unserer Zeit assen wir mit Markus und seinem Kumpel Luis tolles Fleisch; Schweinerippchen und Arrachera, dazu hausgemachte Chicharrones. Richie ergatterte ein frisch geschlachtetes Schwein und wählte daraus den Schweinebauch. Nach 24 Stunden gesalzen und gekühlt und einem Cook-Off im Dutch Oven waren die knusprigen Chicharrones geboren – schau sie dir an!
Die gelungenen Chicharrones teilten wir uns mit Simon und Steffi von „Auf Wilder Fahrt“, die wir zuvor in Oaxaca kennengelernt hatten. Sie setzten alles daran, um uns wiederzusehen. Ja, es schien, als wären wir in Guatemala niemals allein. Aber das ist in Ordnung, denn schliesslich sind wir „Meataroundtheworld“. Wir treffen uns bald in Tikal und am Peten-See.
Danke fürs Lesen, and we’ll ‚meat‘ you around the world!