Gublers Blog

Unser zweiter Anlauf für den Grenzübergang nach Mexiko war ein Erfolg. Ihr könnt euch ja vorstellen, dass wir Blut geschwitzt hatten an diesem Tag, vor allem während wir das Niemandsland durchquerten und dem Zöllner unsere temporäre Aufenthaltsbewilligung überreichten. Aber es hat alles prima geklappt und weil wir dieses Mal auch nicht nach dem TIP (temparäre Importerlaubnis fürs Auto) gefragt hatten, kamen wir schnell durch.

Unsere Recherche ergab, dass es ziemlich schwierig werden könnte, überhaupt ein TIP für das Festland Mexikos zu erhalten. Es gibt scheinbar gewisse Gewichtshöchstmasse für Autos, die wir überschreiten. Und weil wir als Truck und nicht als RV (Wohnmobil) registriert sind, wollten wir einfach so schnell wie möglich von der US-Mexikanischen Grenze wegkommen. Schliesslich braucht es für die Baja keine solchen Papiere. Wir würden uns auch später darum kümmern können.

Trotz allem, das Gefühl eventuell auf der Halbinsel gefangen zu sein, wich nie ganz von unserer Seite. Was würde aus unserem Silverskin werden, wenn wir den TIP in la Paz nicht bekämen? Zurück konnten wir schliesslich nicht!

Soweit, so gut… Warum gönnten wir uns nicht ein paar Cocktails auf dem Campingplatz Victor’s RV Park in San Felipe? Es gab vieles zu verdauen und unser neues Motto lautete, dass wir jeden Tag nach dem anderen nehmen sollten.

San Felipe ist ein bekannter Fischerort und berühmt für seine Shrimps. Wir haben einige davon verspeist während unseres viertägigen Aufenthalts hier. Manche waren sogar im Speckmantel!

Der Strand von San Felipe ist riesig und es gibt hier die weltdrittgrössten Gezeitenschwankungen von sechs bis sieben Metern. Dies führt zu exzellenten Muschel- und Krabbenfängen. Lustigerweise werden diese Gezeiten nicht vom Mond ausgelöst, sondern weil der Pazifik Wasser in den Golf von Kalifornien schwemmt und es daraufhin wieder hinauszieht.

Wo wir schon dabei sind, wusstet ihr, dass das Mar de Cortez (Golf von Kalifornien) ungefähr 70% der gesamten Menge an Fisch für ganz Mexiko liefert? Das ist sehr viel für derart wenig Wasser! Wir merkten sofort, dass unsere kulinarische Reise sich hier ändern würde. Garnelen, Ceviche und Fisch-Tacos, wir kommen!

Erholt und bereit zur Weiterfahrt war unsere erste Attraktion die staubigen Strassen durch das «Valle de los Gigantes». Wir dachten, wir hätten in Arizona grosse Kakteen gesehen, aber diese hier, sogenannte Cardons, obwohl verwandt mit den Saguaros, waren etwa doppelt so gross. Sie waren gigantisch!

Wir haben schnell erfahren, dass ein 4×4-Fahrzeug nicht nur einfach ‘nice to have’ ist auf der Baja California. Es gibt grundsätzlich nur eine Hauptstrasse, die MEX1, von Nord nach Süd. Alle Abzweigungen wiederum sind aus Schotter, Sand oder es ist ein Flussbett.

In Puertecitos blieben wir für eine Nacht und genossen ein Bad in dessen heissen Quellen. Diese befinden sich zwischen Felsen direkt am Strand und wenn sie mit der richtigen Menge Meerwasser vermischt werden, gibt das ein sehr angenehmes Erlebnis.

Dort lernten wir Mark kennen, ein Amerikaner, der die Inselwelt hierzulande alleine mit dem Kayak umschifft: ziemlich coole Sache! Er ist ein toller Typ und wir blieben mit ihm in Kontakt. In einem späteren E-Mail von ihm, erfuhren wir, dass er mal ein Kongressabgeordneter war und er war total schockiert, als er von unserem Grenzübergangsdrama hörte.

Der nächste Stopp und ein Highlight unseres Baja-Aufenthalts war Bahia Los Angeles. Obwohl die Stadt selber recht klein ist, ist die Gegend entlang der Küste landschaftlich reizvoll. Man kann verschiedene Inseln erkunden und es gibt diverse Bootstouren. Wir liessen diese zwar aus, gingen aber zum Fischen und gesellten uns zu Einheimischen und anderen Reisenden beim Strand La Gringa. Dies war aufregend, schliesslich hatten wir schon länger keinen Kontakt mehr zu Unseresgleichen, weil die Grenze in die USA wegen der Covidkrise geschlossen geblieben war und es schien, als ob sie alle auf der Baja gestrandet waren. Es war toll, ein Schweizer Paar mit ihrem einjährigen Sohn kennenzulernen.

Der Camping «Campo Archelon» war der perfekte Ort, um Zoe’s zweiten Geburtstag zu feiern. Die Atmosphäre war ausgelassen und wir konnten den Erdbeer-Geburtstagskuchen (aus unserem Dutch oven) mit all unseren neuen Freunden teilen!

Die Walbeobachtungs-Saison neigte sich dem Ende zu und wir wollten die Grauwale unbedingt noch sehen, bevor sie zurück nach Alaska zogen. Ursprünglich planten wir dies in Guerrero Negro zu tun, aufgrund einer Empfehlung entschieden wir uns jedoch für San Ignacio.

Guerrero Negro war aber ein geeigneter Ort, um unsere Vorräte aufzufüllen, die Wäsche zu erledigen und für einen neuen Haarschnitt für Richie. Unser Campingort enttäuschte uns nicht! Unser erstes wildes Camping auf der Baja, wir übernachteten bei einem Leuchtturm und quasi neben einer Seelöwen-Kolonie.

San Ignacio…eine kleine verschlafene Oase, mit einer alten Kirche aus der Kolonialzeit, im Zentrum. Wir campierten auf einem üppig bewachsenen Campingplatz, in Gehdistanz von der Stadt und genossen unseren kurzen Spaziergang um den Platz. Dort buchten wir unsere Walbeobachtungstour (Kuyima) und grillten uns unsere eigenen Fleischtacos. Den Abend unter den tropischen Palmen zu verbringen, war wunderbar… wenn bloss die Sandflöhe nicht gewesen wären… denen hat es wohl auch gefallen!

Unsere Walbeobachtungstour am nächsten Tag war ein absolutes Highlight unserer Zeit auf der Baja California! Wir waren schon auf mehreren Touren an anderen Orten, aber keine kann dieser in der Lagune von San Ignacio das Wasser reichen!

Uns fehlen tatsächlich die Worte, um das Gefühl zu beschreiben wie es war, so nah an die freundlichen Grauwale heranzukommen, aber vielleicht kann das unser Video rüberbringen. Es war so eindrücklich, von dem winzigen Boot aus deren Kunststücke zu beobachten und sogar ihre Köpfe streicheln zu können. Klicke hier, um dieses Vergnügen zu schauen. Es wird dir eine Gänsehaut bescheren!

Die nächsten paar Hundert Kilometer legten wir im 4×4-Modus zurück. Auf Schotterstrassen in südlicher Richtung nach San Juanico in Scorpion Bay und über die Halbinsel nach Bahia de Concepcion.

Auf dem Weg nach Mulege konnten wir es uns nicht verkneifen, auf dem weissen Sandstrand und am türkisen Meer der Bucht von Concepcion wild zu campieren. Wir sahen Delfine, Grindwale, Rochen und viele Seesterne. Richie legte sogar seinen eigenen Seestern in die Sammlung. Leider, indem er seine Drohne ins Wasser stürzen liess! Was war das für ein trauriger Tag!

Die Bucht von Concepcion hingegen ist ein Muss! Es hat einige der schönsten Strände, die wir je gesehen hatten. Wir haben es sehr genossen, weitere Reisende kennenzulernen und auch ein paar bekannte Gesichter wiederzusehen. Das nahegelegene Mulege (eine weitere Oase) zu erkunden, hat auch Spass gemacht. Obwohl es immer mehr zu einer Expat-Gemeinde wird, hat es sich das Kleinstadt-Flair beibehalten und Zoe genoss es, mit den vielen einheimischen Kindern zu spielen.

Zu dieser Zeit erfuhren wir, dass uns Freunde aus der Schweiz von Cancun aus besuchen kommen. Sie planten, zehn Tage mit uns zusammen die Halbinsel zu erkunden. Wie aufregend! So machten wir uns schnell auf den Weg nach Loreto.

Loreto ist eine weitere idyllische Kolonialstadt. Gegründet wurde sie 1697 von Juan Maria Salvatierra und war die administrative Hauptstadt der Baja bis zu einem zerstörerischen Hurrikan 1829. Der Hauptplatz wird heute von Kunstläden und Galerien gesäumt, aber die alte Kirche (Mision de Nuestra Senora de Loretode Concho) und seine Allee erinnern stark an eine spanische Stadt des 18. Jahrhunderts.

Wir genossen es, Touristen zu sein und kauften uns einen obligaten Sombrero. Der Spaziergang zurück zum Camping war aber etwas nervenaufreibend, wegen ein paar aggressiven Hunden auf Beutezug. Vermutlich ist es ein guter Rat, Sightseeing und Fahren in Mexiko aufs Tageslicht zu beschränken.

Wir machten mit unseren Schweizer Freunden in La Ventana ab und fanden einen tollen Campingplatz am El Sargento Strand. Es ist eine beliebte Destination für die La Paz-Bevölkerung und zieht in den Wintermonaten Hunderte von Kitesurfern an. Und wir verstehen auch, weshalb… An ruhigen Tagen glitzert das Wasser und macht es perfekt für einen Schwumm oder zum Schnorcheln… dies kann sich aber in einem Moment zum anderen ändern und, vorwiegend am Nachmittag windet es plötzlich stark. Dann kommen Kitesurfer von jeder Ecke und bilden einen Regenbogen aus Fallschirmen, was viel Spass macht zu beobachten.

Am Ostersonntag gesellten sich Michi, Daniela, ihre beiden Kinder, Robyn und June sowie ein guter Freund Björn zu uns. Sie hatten wir ein Jahr zuvor am Rutherford Beach in Louisiana kennengelernt. Michi, Daniela und ihr damals noch einziges Kind, Robyn waren mit dem Land Cruiser unterwegs gewesen. In Florida hatten wir sie nochmals getroffen und sind bis heute im Kontakt geblieben.

Die zehn Tage, die wir nun mit ihnen ums Kap gefahren sind, verbrachten wir an herrlichen Stränden, mit Schwimmen in Pools, Fischen und gutem Essen.

In Cabo San Lucas gönnten wir uns eine Glasbodenbootsfahrt und besichtigten die schroffen Felsen. Wir fütterten die farbenfrohen Nemos und bewunderten die einsamen Strände von Playa del Armor (wo die zwei Ozeane sich treffen und manchmal fast zu küssen scheinen, daher der Name «Strand der Liebenden») und von Playa Divorco. Letzterer bekam seinen Namen von den starken Strömungen des Pazifiks. Definitiv nur zum Schauen!

Bei El Arco sichteten wir Seelöwen. Gerade als unser Führer uns eine weitere Walbeobachtungstour verkaufen wollte, sprang ein Buckelwal aus dem Wasser – dank ihm hatten wir gleich 40 $ gespart!

Cabo San Lucas ist vermutlich die touristischste Ortschaft auf der Baja. Ganze Armeen von Strandverkäufern begrüssen einen und versuchen, alles von Sombreros über Handtaschen und Kleidern bis hin zu Massagen an die Leute zu bringen. Die laut dröhnende Musik von überall her lässt einen kurz in Mallorca wähnen. Aber die Partystimmung ist fröhlich und das Essen fantastisch! Nachdem wir unsere Mägen im «Outpost» mit Tintenfisch, saftigen Burgern und «all you can eat»-Fleisch gefüllt hatten, legten wir uns für bescheidene 10 $ am Tabasco Beach aufs Ohr und unsere Freunde im komfortableren Hotel an der Marina.

Spass beiseite… Meist mussten sie sich ja mit einem Zelt begnügen, aber hatten es bestimmt auch genossen… immerhin hatten wir ein Schweizer Käsefondue über dem Lagerfeuer gemacht!

Unser letzter Tag zusammen verbrachten wir in La Paz, der Hauptstadt von Baja Sur. Die Atmosphäre auf dem Malecon war ausgelassen. Wir genossen mehr gutes Essen und die Kinder hatten viel Spass auf den vielen Spielplätzen der Promenade.

Den letzten Abend übernachteten wir auf dem Parkplatz ihres Bed and Breakfast und verabschiedeten uns am nächsten Morgen. Herzlichen Dank, Daniela, Michi, Björn, Robyn und June, dass ihr uns ans «Ende der Welt» besuchen kamt! Wir fühlen uns sehr geehrt! Bis ein ander Mal!

Eines mussten wir in La Paz noch erledigen: Zoes Impfungen! Der Zufall wollte es, dass Richie auch eine Tetanus-Auffrischung nötig hatte, weil er zwei Wochen zuvor in einen rostigen Nagel gestanden war. Also konnten wir gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche schlagen.

Zum Glück hatten wir in La Ventana ein nettes Paar kennengelernt, die beide im Gesundheitswesen tätig sind und uns eine Klinik empfehlen konnten. Diese befand sich zufälligerweise nur ein paar Blöcke vom B&B entfernt. Wie wunderbar! Zoe und Richie wurden geimpft und dies erst noch kostenlos! Danke vielmals, Carla und Junco für eure Beziehungen!

Schlaufe Nummer zwei…

Das südliche Kap gefiel uns so gut, dass wir es gleich nochmals befahren wollten! So machten wir uns auf den Weg nach La Ventana und campierten dieses Mal wild an einem Strand nördlich von El Sargento. Dieser Ort war irgendwie magisch. Nicht nur wegen seiner Schönheit, den Palapas und heissen Quellen, aber auch wegen der vielen Einheimischen, die wir da kennenlernten. Wir verbrachten eine volle Woche dort, bis unsere Vorräte ausgingen.

Richie konnte aber immer noch keine Fische fangen!

Was Fische anbelangt, so gab Richie nicht auf… Wir kehrten zurück zu «Martin Verduga’s» Campingplatz in Los Barilles, in der Hoffnung auf einen Fischfang. Dort trafen wir auf die langzeit-«Snowbirds» Joe und Cathy, wobei Joe an einem frühen Morgen grosszügigerweise Richie zum Hochseefischen mitnahm. Die Bootsfahrt zum Sonnenaufgang war spektakulär! Es gab Mantarochen, Riesenschildkröten und sogar einen Wal zu sehen! Wenn doch bloss die Fische auch angebissen hätten!

Und dann ist da noch Cabo Pulmo!

Cabo Pulmo Nationalmarinepark ist eine geschützte Region, bekannt für ihre exzellenten Schnorchel- und Tauchbedingungen. Wir überquerten die staubigen Schotterstrassen des östlichen Kaps und campierten auf einem weiteren gratis Strand, «Miramar».

Und Applaus bitte: Richie fing seinen ersten Fisch! Einen ‚Whitey‘! Er war selig! Jetzt konnten wir weiterfahren… und vielleicht noch grössere Fische finden… Schade, dass der gewünschte Schnorchelstrand leider ausgebucht war, denn es war Samstag.

So fuhren wir weiter südlich und mussten die Hoffnung, mit diesen vielen tropischen Freunden zu schwimmen, leider aufgeben.

Über Cabo San Jose fuhren wir wieder zurück nach Todos Santos. Dieses Mal zwar ohne Käsefondue, dafür relaxten wir eine gute Woche am bekannten Surferstrand, arbeiteten etwas und warteten auf unseren aktualisierten Fahrzeugausweis. Wir brauchten schliesslich den TIP für die Fährenüberfahrt aufs Festland.

Der bestellte Brief per Post brauchte aber seine Zeit. Wir waren etwas angespannt und entschieden uns, zurück in La Paz zu warten. Immerhin hatten wir neue Freunde, denen wir versprochen hatten, sie zu besuchen. Das war eine super Ablenkung! Wir verbrachten schliesslich zwei Wochen auf dem Campingplatz «Campestre Maranatha», den wir schon unser Heim in La Paz nennen. Nicht nur, dass wir viele Freunde hier wiedersahen, wir schlossen auch jede Menge neue Freundschaften! Zoe konnte mit Kindern aus Amerika und Kanada spielen und es hatte auch einige Schweizer und Deutsche Reisende. Immer praktisch, wenn man schon lange keine Deutsche Wurst mehr hatte… Mmmmh! Nein, es ging natürlich nicht nur um die Wurst… Wir verbrachten einige Abende zusammen mit gutem Essen und Whiskey.

Ihr werdet euch jetzt wahrscheinlich fragen, was mit dem TIP passierte? Nun, Richie fuhr zurück nach Todos Santos, um den Fahrzeugausweis abzuholen, aber die Spannung blieb trotzdem. Es stand immer noch das Wort «Nutzkraftwagen» drin, was zusammen mit dem Übergewicht für Probleme sorgen könnte.

Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als beim Fährhafen aufzukreuzen und zu fragen. Würde uns der TIP gegeben werden? Würden wir in La Paz stranden? So schlecht wäre dies ja nicht! Wir haben uns in die Stadt verliebt. Sie ist zwar gross, aber ihre entspannte Atmosphäre passt uns sehr. In La Paz haben wir gute Freunde gefunden und wir könnten uns sogar vorstellen hier zu leben. Wie überall auf dieser schönen und sehr speziellen Halbinsel!

Fährhafen, wir kommen…

Danke fürs Lesen,…we’ll meat you guys around the world!

Schreibe einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit * markiert.

Beitragskommentare