Nach all diesen Bergen und Canyons landeten wir schliesslich in Lake Mead, Nevada für eine wohlverdiente Pause – genau wie der Colorado River es macht, bevor er weiter zur Grenze nach Mexiko fliesst. Wir nutzten die kostenlosen Camping-Möglichkeiten und übernachteten gleich an zwei verschiedenen Standorten am See. Die erste Woche war verrückt stürmisch mit Böen von bis zu 80 km/h. Unser Camper wankte jedenfalls ziemlich während der ersten drei Tage, was sich anfühlte, als wären wir noch immer auf diesen Offroad-Routen in Moab unterwegs.
Schliesslich schwächte sich der Wind aber ab und wir genossen einige Spaziergänge zur Küste. Zoe konnte im Wasser spielen und wir lernten eine andere reisende Familie kennen: Travelinggypsycircus. Zoe verstand sich auf Anhieb mit deren Tochter Amelia und wir planten zusammen am nächsten Campingplatz von Lake Mead unsere Zelte aufzuschlagen.
Das Wetter wurde wärmer und die Mädchen verbrachten viel Zeit damit, im See herumzuplanschen. Der soziale Kontakt tat uns allen gut. Amelia feierte während der Zeit ihren zweiten Geburtstag und Zoe durfte an ihrer allerersten Geburtstagsparty teilnehmen.
Jeden Morgen und auch nachts liessen sich die Koyoten von Lake Mead blicken und hielten Richie mit seiner Kamera ganz schön auf Trab! Es sind ihm ein paar Nahaufnahmen von unseren heulenden Freunden gelungen. Und Silverskin müssen wir auch noch erwähnen. Wir nahmen den Camper vom Truck und versahen letzteren mit ein paar neuen Pneus vom nahegelegenen ‘Henderson’.
Neu bereift konnten wir unsere Reise fortsetzen. Destination: Escondido, Kalifornien. Unser Freund Mark aus Irland war in der Stadt und lud uns auf die Farm ein, die er gerade ‘hütete’ (das nennt sich ‘Farm-, resp. House-Sitting’). Eine wunderbare Sache für unsere Zoe. Zur Begrüssung watschelte eine Gruppe Enten herbei, gefolgt von gackernden Hühnern, Pferden, Eseln, Schweinchen und Ziegen. Oh, und Mark natürlich. Wir verbrachten die Tage mit Tiere füttern, dreckig werden und die Abende in netter Gesellschaft mit feinem Essen und gutem irischem Whiskey. Für die Besichtigung von Escondido hatten wir einen Regentag ausgesucht, weshalb wir unsere Gelatos im Auto geniessen mussten! Mark wird dieses Wetter wohl aus Irland importiert haben.
Aber es war wunderbar, uns wieder mal zu treffen, wenn auch leider Patti, seine Frau, dieses Mal nicht dabei sein konnte! Dafür durften wir Pattis Schwester, Cathy kennenlernen, die uns einen super deutschen Delikatessenladen in Carlsbad empfahl. Also deckten wir uns an unserem Abreisetag mit Bratwürsten, Leberwürsten und Weisswürsten ein und fuhren schnurstraks zum Strand nach ‘Dana Point’, um diese in einem der gepflegten Picknickbereiche zu grillieren (oh, wie wir Würste vermisst hatten!). Die Atmosphäre war wie im Film: Surfer bezwangen die grossen Wellen und Rollerbladers sausten an uns vorbei, Volley-Ball wurde gespielt und auch die Fitness-Freaks waren da. Wir genossen das Spektakel und unser Festessen.
Der Weg führte uns über den Ortega Highway (eine sehr schöne Fahrt übrigens) durch Anza und Lake Elsinore nach Palm Springs. Diese Wüstenstadt aus den 70ern hatten wir bei einer früheren Reise vor acht Jahren bereits besucht und waren jetzt gespannt, unsere Erinnerungen wieder aufleben zu lassen und der 8m hohen Marilyn Monroe Hallo zu sagen. In acht Jahren kann allerdings viel passieren und so ist auch Marilyn nicht mehr dort anzutreffen. Wir waren an diesem Nachmittag sowieso nicht allzu erfolgreich. Die Stadt war gerammelt voll mit Touristen und die Warteschlangen vor den Attraktionen wie Palm Canyon Trail waren extrem lang. Deshalb machten wir kehrt und fuhren direkt zum Joshua Tree Nationalpark.
Joshua Tree Nationalpark enttäuschte uns nicht! Seine riesigen Felsen und aussergewöhnlichen Bäume faszinieren uns immer wieder auf’s Neue und die angenehm warmen Temperaturen zusammen mit dem stahlblauen Himmel – einfach perfekt!
Die nächste Attraktion auf der Liste von Orten, an denen wir noch nicht waren (und zu denen die Leute auch nicht mehr gehen!) war der Salton See.
Dieser See (der grösste in Kalifornien) war durch einen Unfall bei der Kanalisierung des Colorado-Flusses zu Landwirtschaftszwecken entstanden. In den 50ern wurde daraus schnell eine beliebte Touristen-Destination mit Ferienwohnungen und Bootclubs. Warum bloss war am Tag unserer Ankunft alles verlassen und erschien völlig apokalyptisch? Und weshalb waren da nur ganz wenigen Touristen an zu treffen (Es gab tatsächlich nur eine Handvoll anderer Reisender auf dem Campingplatz am Seeufer)?
Nun, über die Jahrzehnte wurde der See immer salziger und salziger und die Pestizide aus der umliegenden Landwirtschaft vergifteten das Wasser, dessen Tierwelt und machten den See zum Schwimmen ungeeignet. Trotz diesen Umständen genossen wir unsere Zeit hier mit Spielen im Sand und Beobachten der vorbeifahrenden Züge. Die Sonnenuntergänge (und Aufgänge!) waren super und viele Zugvögel besuchen die Gegend und erhalten die einst boomende Touristenattraktion so gewissermassen etwas am Leben.
Und wie die Züge waren auch wir auf dem Weg nach Yuma, mit vereinzelten Stopps dazwischen. Der erste war in Slab City und seinem willkürlichen ‘Salvation Mountain’. Dieser Ort wurde von ein paar Besetzern gegründet, die auf diesem Landstück ihrer Kreativität freien Lauf liessen. Es ist bekannt als Winterquartier für Wohnmobil-Reisende aus dem kalten Norden (Snowbirds), aber es fühlt sich nicht wie eine vorübergehende Destination an. Wir haben das Gefühl, dass hier eine eigene Kommune lebt und deren Wohnmobile zusehends zu permanenten Rosthütten verkommen. Der ‘Salvation Mountain’ als grösste Kunstinstallation der Gegend bringt aber definitiv den urspünglichen freien, kreativen Geist zum Vorschein. Dieser bemalte Hügel wurde einst von Leonard Knight kreiert. Er wollte damit eine Liebeserklärung durch Bibelverse in die harsche Wüstengegend bringen. Nach seinem Tod führten Freunde aus der Kommune sein Erbe fort, indem sie den farbenfrohen Ort erhalten und ihn für Touristen zugänglich machten.
Von hier aus wären wir in einer Stunde in Mexiko, schliesslich ist die Calexico/Mexicali-Grenze gleich südlich des Salton Sees. Aber wir sind noch nicht ganz parat für den Grenzübertritt. Die Pandemie sorgt immer noch für Unsicherheiten und unser Truck und Camper brauchen auch noch ein paar Erneuerungen. Deshalb wollen wir die Zeit in den USA noch ausnutzen, Arizona weiter erkunden und zu Weihnachten / Neujahr Zeit in Phoenix bei unseren guten Freunden, Roland und Denise, verbringen.
Bis bald in Yuma!
Danke für’s Lesen and we’ll meat you around the world!