Gublers Blog

Zu Richie’s Geburtstag wollten wir ein bisschen Gold waschen und Fliegenfischen. Wir fanden zwar weder Gold, noch einen Fisch, aber wir fanden ein Juwel. Und dieses Juwel, welches im schönen Sonnenlicht glitzerte, strahlte und funkelte, war Idaho.

Über Jackpot, Nevada, gelangten wir nach Idaho und schlugen unser Camp am Salmon Falls Creek Reservoir, südlich von Twin Falls auf. Es war der 4th ofg July, Amerikanischer Unabhängigkeitstag, und wir hofften einen Eindruck darüber zu gewinnen wie die Amerikaner ihren Nationaltag feiern. Wir hatten das Glück, dass uns eine grosse Gruppe, die befreundet oder verwandt miteinander waren, dazu einluden, an ihrem Programm teilzuhaben. Sie hatten eine Menge «Spielzeuge» dabei: ein Motorboot, Wakeboard, Schlauchboot, Kanus und Kayaks sowie Motocross-Bikes und Geländewagen. Randy, der den grössten Teil der Ausrüstung besass, verkündete grosszügig: «Meins ist auch deins, nehmt was ihr wollt und geniesst es»! Das liessen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und genossen auch die nette Gesellschaft. Die Feuerwerks-Show, welche sie für Samstag Nacht vorbereitet hatten, bildete einen wunderbaren Höhepunkt und wir waren begeistert, dass wir einen authentischen 4th of July miterleben durften. Herzlichen Dank euch allen!

In Twin Falls füllten wir unsere Vorräte auf und besuchten die Shoshone Falls, die zweitgrössten Wasserfälle Nordamerikas (nach den Niagara-Fällen, natürlich). Es war ein brandheisser Tag und ein Sprung ins kalte Wasser war verführerisch. Die Sicht war atemberaubend und erinnerte uns stark an den Rheinfall in der Schweiz.

Noch am selben Tag, auf der Suche nach kühleren Temperaturen, machten wir uns auf den Weg ins Sawtooth Mountain Gebiet und übernachteten ein paar Tage im friedlichen Sun Valley, in der Nähe von Ketchum. Sogar Ernest Hemingway hatte es hier gefallen, so dass er seine letzten Jahre hier verbrachte. Seine Überreste ruhen in Frieden auf dem nahegelegenen Friedhof.

Ausgeruht, aufgeladen und mit Bananenbrot und Höhlenbewohner-Rib-Eye gefüllten Bäuchen (wir backten erneut mit dem Dutch Oven und platzierten das Fleisch direkt auf die Kohlen) fuhren wir weiter nach Stanley, der «Outdoor-Hauptstadt» der Sawtooth Mountains. Dort assen wir in einer Outdoor-Bar zu Mittag und entschlossen, Custer, eine alte Minen- und jetzt Geisterstadt, zu besichtigen. Es ist eine von vielen Geisterstädten, die man in Idaho besuchen kann und sie ist sehr gut erhalten. Alte Schulhäuser, Wohnungen und Saloons stehen immer noch dort und überall verteilt sind Goldminen-Maschinen und Schmiedematerial ausgestellt. Es gab viel zu lesen, inklusive der tragischen Geschichte um drei Kinder, die 1890 bei einer Lawine ums Leben kamen und unter einem kleinen Landfleck in der Stadt begraben sind.

In Idaho gibt es ungefähr 130 heisse Quellen in denen man baden kann, und wir entschieden uns, auf dem Weg nach Boise eine auszuprobieren. Wir fanden welche um Kirkham Hot Springs. Der Ranger empfahl uns, in den abgelegeneren Quellen zu baden. Wir merkten schnell, weshalb diese leer waren. Deren Wasser köchelte bei gut 60 Grad Celsius. Definitiv zu heiss für uns, inbesondere für die kleine Zoe! Ein paar Schritte runter zum Fluss erwischten wir eine mit moderaterer Temperatur, aber darin auch ca. 30 Leute. Trotzdem genossen wir ein schönes Bad und unser Abend neben dem Fluss an einem riesigen Lagerfeuer war unvergesslich.

Die Fahrt nach Boise, wo wir unsere Vorräte aufstockten, war schön. Wir waren auf dem Weg nach Silver City, einer weiteren Geisterstadt. Die Reise hätte für einen Abend zu lange gedauert, weswegen wir unterwegs am Snake River in der Schlucht von Swan Falls unser Lager aufschlugen.

Am nächsten Morgen standen wir früh auf (für uns eine Seltenheit) und nahmen die 13 Meilen lange, von Schlaglöchern übersähte Strasse nach Silver City auf uns. Wir waren überrascht, dass die meisten Häuser dort immer noch von Familienangehörigen ehemaliger Goldminenarbeitern bewohnt sind, jedenfalls in den Sommermonaten. Das meiste Land ist auch noch in Privatbesitz. Das Städtchen ist Teil der US-Geschichte und wir erhielten einen Einblick davon, wie es vor 150 Jahren gewesen sein muss, aber im Gegensatz zu anderen Geisterstädten hat Silver City sehr wenige kultige Gebäude. Gerade als wir weiterziehen wollten, kamen wir mit einem anderen Camperpaar, Pim und Michelle, ins Gespräch. Sie planten, die Nacht auf einem von vier Campspots der Stadt zu übernachten. Wir verstanden uns so gut, dass wir uns umentschieden und ebenfalls unser Lager aufschlugen. Wir verbrachten einen wunderbaren Nachmittag mit Apéro und grillierten Ribeyes und sangen Lieder am Lagerfeuer.

Am nächsten Tag war Richie’s Geburtstag. Als Pim erfuhr, dass Richie sich wünschte, Fliegenfischen zu lernen und Gold zu waschen, lud er uns kurzerhand zu sich nach Riggins (direkt am Salmon River) ein. Sein Sohn, Johann, ein professioneller Fliegenfischer aus Maui, Hawaii, sei in der Stadt und könnte Richie instruieren. Richie war begeistert! Also änderten wir unseren Plan. Da wir nun eine Woche zu überbrücken hatten, entschieden wir uns, die Sanddünen von Bruneau zu besuchen. Zum guten Glück! Wir übernachteten an einem schönen See, gerade ausserhalb von Bruneau und waren ganz alleine, bis auf ein paar weisse Pelikane jedenfalls… Wir lieben Idaho!

Die Dünen von Bruneau enttäuschten uns nicht. Wir erreichten sie zum Sonnenuntergang und kletterten im goldenen Licht die riesigen Sandhügel hoch. Richie liess seine Drohne fliegen und Zoe hatte eine grosse Freude daran, durch den pulverigen Sand zu toben.

Alles, was es vor der Fahrt nach Riggins noch zu erledigen gab, war der Einkauf einer Fliegenfischerrute, einer Spule und Fliegen. Im vierten Laden fanden wir dies alles zu einem vernünftigen Preis. Das Fliegenfischen ist offensichtlich ein teures Hobby.

Die dreistündige Reise nach Riggins war eine gemütliche Kurvenfahrt durch grüne Pinienwälder, vorbei an Seen und Bergen. Je nördlicher wir kamen, desto alpiner wurde die Szenerie. Ihr könnt euch unser Erstaunen ausdenken, als wir plötzlich grosse Felsbrocken und eine canyonartige Landschaft um Riggins erreichten. Wir kamen in eine andere Klimazone und das Wochenende bei Pim und Johann war heiss. Zum Glück war der Salmon River nicht weit und mit ihm zahlreiche tolle Strände zum relaxen und abkühlen.

Pim und Johann legten sich so richtig ins Zeug, um uns eine gute Zeit zu bescheren. Einen Tag verbrachten wir auf einem Fischerboot, den nächsten auf einer Wildwasser-Rafting-Tour (Abigail und Zoe waren nicht dabei) und am letzten Tag gingen wir auf Goldsuche! Zum Abendessen gab es «Fang des Tages», Ribeyes und Shepherds-Pie, gefolgt von Früchte-Crumble zum Dessert. Es tat gut, wieder mal backen zu können (Abigail)! In den Nächten konnten wir abkühlen und es wurden ein paar Bierchen am Lagerfeuer in Pim’s Garten getrunken. Das Wochenende war unvergesslich und es war toll, Pim’s Familie und Freunde kennenzulernen. Herzlichen Dank, Leute, für diese super Zeit und bis bald!

Wir mussten uns wieder auf den Weg machen. Mit einem frisch gewarteten Wagen und gefüllten Vorräten fuhren wir nach Elk City, dem Tor zum Magruder Corridor, einer 113 Meilen langen Schotterstrasse durch die umfassendste Wildnisgegend der unteren 48 Staaten. Tatsächlich waren wir das grösste Fahrzeug auf der Strasse und obwohl kaum Verkehr herrschte, brauchten wir drei Tage bis nach Montana. Die Campingplätze waren einzigartig mit frei herumlaufenden Rehen und es gab jede Menge Brennholz. Richie fing einige Fische in den Flüsschen. Johann wäre bestimmt stolz.

Montana: es ist interessant, wie jeder Staat seine eigene Ausstrahlung hat. Sie mögen zwar auf den ersten Blick ähnlich aussehen, sind aber in Wirklichkeit ziemlich unterschiedlich. Montana hat einige Ähnlichkeiten mit der Schweiz, ist es doch auch ein bergiger Staat mit vielen Touristen das ganze Jahr über. Ausserdem ist das Preisniveau recht hoch. Besonders aufgefallen ist uns dies bei Richie’s Fischerbewilligung für 2 Tage: diese kostete in Montana dreimal mehr als anderswo. Auch in Bezug auf die COVID-Massnahmen konnten wir einen grossen Unterschied feststellen. Einzelne Attraktionen waren stets geschlossen und Masken fast überall obligatorisch.

Nach ein wenig Fliegenfischen im Bitterroot River in Darby und Einkäufen erledigen in Missoula machten wir uns auf den direkten Weg zum Glacier Nationalpark. Eine knappe halbe Stunde vom Tor zum Glacier fanden wir einen super Campingplatz. Direkt am North Fork Flathead River gelegen, gab es wieder einen perfekten Strand zum Baden und Sandburgen bauen. Weil noch immer viele Strassen im Glacier Nationalpark gesperrt waren (der Blackfeet Indianerstamm schloss zum Beispiel den Ost-Eingang zum Park wegen COVID), fuhren wir und ca. 200’000 andere über den Logan Pass und zurück. Es war schön, hingegen nicht allzu neuartig für uns. Aber wegen all der Touristen und dem Verkehr beschlossen wir, bereits Feierabend zu machen und verliessen den Park nach dem Mittagessen.

Wir übernachteten bei zwei weiteren Seen (es war brütend heiss), bevor wir nach Idaho zurückkehrten. Wir haben den berühmten «Kartoffelstaat» vermisst. Nur zum Spass fuhren wir den Panhandle bis zur Kanadischen Grenze hoch. Dieser Ort war unheimlich ruhig. Nicht ein Auto kreuzte unseren Weg. Sogar die Tankstelle war geschlossen. Wir folgten dem Kootani River nach Süden und hielten an einer Bootsrampe Nachtruhe. Dort erspähten wir einen Weisskopfseeadler, nicht zum ersten Mal, aber das erste Mal mit der Kamera festgehalten. Der Bär hat sich jedoch noch immer nicht gezeigt!

Wild-Campieren ist in Idaho paradiesisch. Wir wurden von einer so grossen Menge an atemberaubenden abgelegenen Plätzen (und Brennholz) verwöhnt, dass wir uns nicht mal mehr an jeden einzelnen Ort erinnern mögen. Einer, der aber herausstach, war der Platz, von dem man den Priest River überblicken konnte. Siehe folgende Fotos.

… und unseren letzten Campingplatz in Idaho bleibt ebenfalls in bester Erinnerung. Aus zwei Gründen; erstens wegen seiner Schönheit. Richie liess sogar seine Drohne die Fahrt (25 Meilen Schotterstrasse entlang dem Pend Oreille See) filmen. Zweitens, weil wir ebendiese verloren. Glücklicherweise ist in diesem modernen Gerät ein Mechanismus eingebaut, welcher sicherstellt, dass bei Notfällen die Drohne zum Ausgangspunkt ihres Fluges zurückkehrt. Und genau dort war sie denn auch bruchgelandet… unversehrt…Puh!

Wie wir langsam zu einem Abschluss dieses Textes kommen, überlegen wir uns, wieso Idaho uns derart ans Herz gewachsen ist. Ist es, weil es der perfekte Ort, um den Sommer zu verbringen zu sein scheint? (Im Winter ist es bestimmt auch toll mit all den Ski-Angeboten und Schneemobilen). Oder ist es wegen den gastfreundlichen und entspannten Leuten, die wir hier kennengelernt haben? Was auch immer der Grund ist, wir spüren jedenfalls die Freiheiten, die die Leute hier noch geniessen und sind froh, dass viele nicht einmal wissen, wo Idaho überhaupt ist. Hoffen wir, es bleibt dabei.

Es sieht so aus, als ob wir nicht nur unsere Drohne wiedergefunden haben, sondern wir haben auch ein verstecktes Juwel entdeckt.

Danke fürs Lesen. We’ll meat you around the world!

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