#4 Wir sind frei! Unser Abenteuer hat im Wilden Westen begonnen

Truth or Consequences, tönt nach einem Satz aus einem Western-Film. Tatsächlich liegt es im Wilden Westen. Genauer gesagt im Süden New Mexicos. Ein schrulliges, kleines Städtchen, welches ursprünglich Hot Spring geheissen hatte, änderte seinen Namen, als es 1950 bei einem gleichnamigen Radio-Wettbewerb gewann. Und hier sind wir nun in der lokalen Kleinbrauerei bei einem Bier und plaudern mit freundlichen Leuten aus allen Gesellschaftsschichten. Unsere bisherige Reise hat uns tatsächlich durstig gemacht! Wir habens geschafft! Jetzt sind wir frei und unterwegs!

Die letzten Wochen in der Schweiz waren ziemlich turbulent. Wir verabschiedeten uns und schmissen eine Aufbruchsparty, packten unsere wichtigsten Habseligkeiten und checkten am Flughafen Zürich ein. Natürlich hatten wir vorher noch jede Menge anderer Dinge zu erledigen, wie den Verkauf unseres Wohnwagens und des Mercedes, Steuererklärung ausfüllen, etc.. Aber wir wollen euch nicht mit all dem langweilen. Trotz des Aufwands waren wir verblüfft wie reibungslos alles verlief und wir sind sehr dankbar für all die Hilfe und Unterstützung, die wir dabei erhalten haben.

Unser Traum wurde endlich Wirklichkeit. Wir haben alles erledigt, unsere Jobs verlassen und es trotz aller Ängste und Zweifel durchgezogen. Wir haben uns von der «Norm» befreit; die Erwartungen der Gesellschaft an ihre Mitglieder, speziell an eine junge Familie, ignoriert. Wir reisen mit einem Baby.

Silverskin, so haben wir unser Heim auf Rädern getauft, musste noch mit einigen zusätzlichen Accessoires ausgestattet und einem gründlichen Service unterzogen werden, bevor es bereit für unser Abenteuer war. Dies beinhaltete, die Stossdämpfer ersetzten, alle Öle zu wechseln, einen 60-Gallonen-Tank für eine grössere Reichweite einzubauen und das Innere des Campers in ein gemütliches Zuhause zu verwandeln. Wiederum hatten wir das grosse Glück, auf den Platz und die Erfahrung unserer guten Freunde Roland & Denise und Rhonda zählen zu dürfen. Vielen Dank an euch drei! Ohne euch hätten wir es nicht geschafft! Die Party, welche sie für uns organisierten, war auch sehr toll. Stuart hat uns erneut mit seinen Spareribs aus den Socken gehauen! Das sind einfach die besten! Punkt. Wir müssen dieses Rezept haben!

Zum Start der “Reise unseres Lebens”, planten wir den Grand Canyon zu besuchen und zwar mit unseren Freunden Patti und Mark, die auch gerade in der Gegend sind. Dies setzte uns auch gleich eine Deadline zum Losfahren. Gerade noch rechtzeitig, nach dem Befestigen der Reservekanister und des Packens der letzten Ausrüstung, gings endlich los Richtung Norden (mit 4 Stunden Verspätung).

2 1/2 Stunden später trafen wir uns in Flagstaff und es begann gerade einzudunkeln. Ein bisschen besorgt, wo wir campieren sollten, probierten wir es bei Walmart. Dort angekommen, mussten wir aber unsere Pläne ändern. Einerseits war dies ausgerechnet einer der wenigen Walmarts, der das «über Nacht Parkieren» verbietet und andererseits war er wegen eines kürzlichen Feuers geschlossen. Wir hatten jedoch vom Cracker Barrell Restaurant als Alternative gehört und aufgrund unserer leeren Mägen dies als sehr gute Idee befunden. Das Essen war gut, wir konnten uns mit unseren Freunden austauschen und anschliessend direkt ins Bett kriechen.

Die nächste Nacht haben wir etwas «aufgerüstet». Nach einem schönen Tag in Flagstaff und am Grand Canyon, campierten wir genau ausserhalb des Südeingangs dieses spektakulären Nationalparks. Gratis, wild und alleine. Die darauffolgende Woche brachte sogar noch mehr versteckte Schätze zum Vorschein. Wir übernachteten am Strand von Lake Powell, inmitten der Wüste gleich beim «Mexican Hat»-Felsen, versteckt im abgeschiedenen Cebola Wald und am Rande des bekannten Rio Grandes. Wir durchquerten das Monument Valley, besichtigten Horseshoe Bend (dt. Hufeisen-Kurve) und befuhren den malerischen Highway 12 Süd durch schönes Navajo-Gebiet. Welch atemberaubende Landschaften und Sehenswürdigkeiten wir gesehen haben und dies in gerade mal einer Woche.

Die Nächte wurden kälter, und nach ein paar Nächten unter Null und einem geplatzten Schlauch in unserem WC, mussten wir schleunigst Richtung Süden fliehen! Verfolgt von einer Kältewelle, welche Nachttemperaturen von bis Minus 15 Grad mit sich bringen würde, fuhren wir soweit südlich wie möglich und endeten schliesslich im texanischen El Paso, an der Grenze zu Mexiko. Dieses Mal auf einem Walmart-Parkplatz.

Unsere ersten zwei Wochen als Vollzeit-Reisende hat bereits unsere Erwartungen übertroffen. Mit nichts als schönem Wetter und einer glücklichen sieben Monate alten Tochter, die sich bestens an unser verrücktes neues Leben angepasst hat, können wir guten Gewissens die Reise fortsetzen. Übrigens sind wir sehr zufrieden mit unserem neuen Volcano-Grill und freuen uns schon, euch bald eine Fleisch-Geschichte aufzutischen. Danke fürs Lesen und we’ll meat you guys around the world.