Es war ein reibungsloser Grenzübertritt, sogar der reibungsloseste, und wir fühlten uns sehr willkommen. Eine Tatsache, die sich in den folgenden zwei Wochen fortsetzte.
El Salvador ist ein kleines Land, zum Glück für uns, da wir nicht mehr viel Zeit für unsere C4-Visa haben. Wir müssen noch durch Honduras und Nicaragua. Aber wir sind froh, dass wir zwei Wochen der Erkundung dieses wunderbaren und fröhlichen Landes gewidmet haben.
Nicht nur der Grenzübertritt verlief reibungslos – die Strassen in El Salvador sind aussergewöhnlich! Vor allem im Vergleich zu denen von Guatemala und Mexiko. Man kann sogar hin und wieder den Tempomat einschalten, was für ein Vergnügen!
So brauchten wir nicht allzu lange, um das Land zu durchqueren, und unser erster Halt war der berühmte Vulkan Santa Ana; Ilamatepec. Dieser Vulkan hatte seinen letzten Ausbruch im Jahr 2005 gehabt und hatte ein tiefes Loch hinterlassen, das mit heissem, sprudelndem türkisfarbenem Wasser gefüllt war.
Wir campierten auf zwei Campingplätzen in der Gegend. Der erste, „Campo Bello“, liegt in einem dichten, Nebelwald. An einem klaren Tag bietet er einem einen atemberaubenden Blick auf die anderen umliegenden Vulkane. Der zweite, „Casa Cristal“, ist ein Campingplatz voller gepflegter Bäume, von wo die meisten geführten Wanderungen beginnen.
Unsere Vulkantour sollte mit Irving, einem jungen, enthusiastischen und sehr informativen Führer, stattfinden. Er führte uns zum Ilamatepec (anderer Name von Santa Ana), der vor Fakten über den Vulkan selbst und seine gesamte Flora und Fauna nur so strotzte.
Die Wanderung beinhaltete einen steilen zweistündigen Aufstieg zum Gipfel, ein Teil auf Waldwegen und ein Teil über riesige Felsen und Felsbrocken. Zoe liebt dieses Klettern! Begleitet wurden wir von einer einheimischen Familie aus der Hauptstadt, die uns bei auf dem Gipfel freundlicherweise mit einem Eis beschenkte.
Das war die Wanderung wert, genauso wie die Aussicht. Schau sie dir an…
Als wir am nächsten Tag nach San Salvador, der Hauptstadt des Landes, fuhren, wurden wir die ganze Zeit mit Lächeln und Winken begrüsst. Ein Einheimischer, der uns im Verkehr begegnete, kontaktierte uns sogar auf Instagram und lud uns zu ein paar Pupusas ein. Leider konnten wir ihn bei diesem Unterfangen nicht begleiten, aber wir durften die nationale Küche auf der Finca San Cristobal mit einem fantastischen Blick auf die Stadt probieren.
Von der Finca etwas weiter hinauf liegt der Nationalpark El Boquerón, wo ein kurzer Pfad zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf den Krater San Salvador führt. Dieser ist schon zugewachsen, aber immer noch ein beeindruckendes Loch. Wir haben die Aussicht sehr genossen und auch die Grosszügigkeit, die uns am Parkplatz entgegengebracht wurde. Blanca, ein „Guanaco“ (eine in den USA lebende Salvadorenin), war doch tatsächlich den ganzen Trail nochmals zurückgelaufen, nachdem sie gesehen hatte, dass Silverskin zwischen all den Autos mit Nummernschildern aus El Salvador geparkt war. Sie wollte unbedingt ein Selfie mit uns machen. Sie und ihre Familie besuchten Verwandte und wollten etwas über unsere Reisen erfahren. Sie waren so hingerissen von Zoe, dass sie ihr eine „muñeca“ (eine Puppe aus El Salvador) kauften und ihr 20 Dollar gaben – nur für sie, damit sie kaufen konnte, was ihr Herz begehrte! Wow!
Bereits spät am Tag entschieden wir uns, unser Lager aufzuschlagen, diesmal im „Eco Parque el Espino“. Ein riesiges Waldgebiet voller Radwege. Zoe und ich sammelten Eicheln, während Richie ein Tomahawk-Steak grillte. Er hatte dieses nicaraguanische Fleisch bei ‚Super Selectos‘ für unglaubliche 17 Dollar gefunden, ein Viertel des Preises, den man in der Schweiz dafür bezahlen würde! Und wow, war es gut!
Aber Richie ist nicht nur ein Liebhaber von Fleisch. Er hatte von den hervorragenden Austern im Pazifik gehört und würde El Salvador nicht verlassen, ohne ein paar davon zu probieren. Nun, eigentlich ein Dutzend, während wir an unseren „Frozen“-Getränken nippten (leider teilen Zoe und ich seinen Geschmack für Meeresfrüchte nicht) und die grosse Brandung bei Sonnenuntergang beobachteten.
Wir hatten es in die Region El Tunco geschafft. Die Wellen waren etwas zu rau zum Schwimmen, aber es war toll, herumzuplantschen und im schönen schwarzen Sand zu spielen. Ausserdem trafen wir uns mit @Hourlesslife, einer amerikanischen Familie, die wir in Antigua kennengelernt hatten. Sie campierten in der @Hammock Plantation, einer Herberge, die von einer holländischen Familie betrieben wird. Wir verbrachten ein tolles Wochenende zusammen im Pool und grillten mit unseren perfekten Gastgebern, Mark und Xenia, Vacio und Rippchen.
Nächstes Highlight für uns auf dieser Tour durch El Salvador war ein weiterer Krater; die Lagune von Alegria. Diesmal waren keine Wanderungen erforderlich, nur ein steiler Aufstieg mit Silverskin. Wir kamen am späten Nachmittag an und genossen es, durch das niedrige Schwefelwasser zu waten, ein Picaña zu grillen und uns für eine sehr kühle und friedliche Nacht niederzulassen … ganz alleine. Das war bis 7:30 Uhr am nächsten Morgen, als wir viele schwatzende Stimmen einer Gruppe von Kindern hörten. Es schien, dass wir vor einer Grundschule übernachteten! Die vier Lehrer der Schule waren ebenso wie die Schüler sehr herzlich und luden Zoe ein, an ihrer ersten Schulstunde teilzunehmen. Nachdem Sie gerade darüber gesprochen hatte, dass sie ihren Kindergarten vermisst, könnt ihr euch die Freude in ihrem Gesicht vorstellen, als sie diese Einladung erhielt. Aufgeregt rannte sie ins Klassenzimmer.
Die Schule endete um 12 Uhr und wir beschlossen, aufzubrechen zu unserem nächsten Vulkan – Volcan Conchagua. Wir waren froh, nicht später abgereist zu sein, denn als wir in La Union, einer Küstenstadt im Süden, ankamen, dauerte es noch anderthalb Stunden, um die sehr steilen, windigen und felsigen Feldwege hinaufzusteigen. 4-Low war definitiv nötig! Aber es war trotzdem eine lustige Fahrt durch tausende Mangobäume, die wir natürlich ausgenutzt haben! Unser Silverskin hat an diesem Tag vielleicht noch ein paar Kratzer mehr abbekommen, aber auf unser Dach zu klettern und einen Sack voller frischer, saftiger Mangos zu pflücken, ist einfach unbezahlbar.
Wir kamen kurz vor Sonnenuntergang im Camp am Mirador Espiritu de la Montaña an. Dieses Resort inmitten eines sehr schönen trockenen Pinienwaldes hat eine erstaunliche Plattform, die die Südküste von El Salvador, seine Inseln und sogar den Nachbar Honduras überblickt. Die Sicht war an diesem Abend etwas trüb, aber wir sind froh, dass wir es rechtzeitig geschafft haben, denn am nächsten Morgen war der dichte Nebel nicht mehr wegzudenken. Nach einem Plausch mit einigen Schweizer Backpackern machten wir es uns für eine weitere Nacht in unserem Camper gemütlich und genossen die kühleren Temperaturen.
Da wir so nahe an der Grenze waren, hätten wir am nächsten Tag nach Honduras einreisen können. Aber es wäre stressig gewesen! Und ausserdem waren wir mit diesem fantastischen Land noch nicht ganz fertig. Wir beschlossen, wieder in den Norden zu fahren und alles über die tragischen Ereignisse zu erfahren, die sich in der nicht allzu fernen Vergangenheit abgespielt hatten. Der Bürgerkrieg hatte 12 Jahre zwischen 1980 und 1992 gedauert.
In der kleinen Stadt Perquin befindet sich ein Museum, das genau beschreibt, was vor 40 Jahren passiert ist, mit einem ehemaligen Soldaten der Revolutionsarmee, der FMLN, der anwesend ist, um die Geschichte zu erzählen.
Da wir beide in dieser Zeit schon gelebt hatten, waren wir schockiert, als wir von der Ungleichheit in der Bevölkerung während der Herrschaft der salvadorianischen Armee hörten, und absolut verblüfft, als wir von der Brutalität des Massakers erfuhren, das in El Mozote stattfand (einem nicht weit entfernten Dorf) am 11. und 12. Dezember 1981. In der Schule hatten wir natürlich etwas über das Naziregime des Zweiten Weltkriegs gelernt, aber wir waren nie über diese extreme Diktatur aufgeklärt worden. Über eine Mission zur Beseitigung der Rebellenpräsenz in diesem Gebiet (der Operaciòn Rescate) wurden 811 unschuldige Zivilisten, darunter viele Kinder, gefoltert und hingerichtet.
Es gibt ein Denkmal, das an die Namen und das Alter derer erinnert, die in El Mezote ihr Leben verloren hatten, aber wir wurden gewarnt, dass es für Zoe ein bisschen zu traumatisch sein könnte, es zu besuchen. Also fuhren wir weiter nach Suchitoto und kauften unterwegs ein paar sehr leckere Pupusas in der Pupuseria Cristy.
Gemäss GoogleMaps würden wir vier Stunden brauchen, um Suchitoto zu erreichen. Aber mit einigen Strassenarbeiten auf der Strecke, die zu viel Verkehr führten, einem unerwarteten Tumolo (Bremsschwelle), der unseren Camper durch die Luft schiessen liess, und einer erfolglosen Mission, etwas Geld abzuheben (alle Geldautomaten hatten unsere MasterCard während der letzten Woche zurückgewiesen – Visa ist definitiv der richtige Weg in El Salvador), kamen wir erst um 19 Uhr am Ziel an.
Glücklicherweise war unser ‚Stablellift‘ dieses Mal nicht allzu beschädigt, und die Jagd nach Geld in Sensuntepeque führte uns dazu, einen, wie normalerweise in Mexiko üblichen, Platz mit Musikpavillo zu erkunden und unterwegs ein paar fröhlichen Mariachi-Bands zuhören zu können.
…Und als die blaue Stunde einsetzte, fanden wir in allerletzter Minute mit nur noch 5 $ Bargeld in unseren Taschen einen Geldautomaten, der unsere ausländisch aussehende Karte akzeptierte. Danke Suchitoto!
Nach einer Nacht im ‚Centro Arte para La Paz‘ (danke, Hr. Wachmann, dass wir so spät am Abend anreisen konnten), entschieden wir uns, den nahe gelegenen See Suchitlan zu besuchen. Hier haben wir Emilio, Lily und Dominic kennengelernt, eine nette Familie aus San Salvador – und wir haben spontan mit ihnen in einem der Restaurants zu Mittag gegessen. Sie gaben uns Expertenwissen darüber, welches Fleisch wir probieren sollten, und am Ende hatten wir die sehr traditionelle Sopa de Gallina India, die nichts mit dem Land in Asien zu tun hat, sondern eher mit der Tatsache, dass sie mit einem biologischen, hormonfreien Huhn gekocht wird. Es war ein köstlicher Vogel, serviert mit einer sehr schmackhaften Gemüse-Reissuppe. Sehr empfehlenswert!
Wir trennten uns nach einem lustigen Nachmittagsspiel auf dem Spielplatz und fuhren weiter zum Hotel Maya, wo Hourlesslife bereits wartete, bereit für unseren frühmorgendlichen Grenzübertritt nach Honduras am nächsten Tag.
El Salvador, wir haben in den letzten zwei Wochen so viel über dich gelernt. Eure atemberaubenden Landschaften, euer sehr leckeres Essen und eure Geschichte. Und was uns immer in Erinnerung bleibt, sind die Salvadoreños; die sich 30 Jahre nach Unterzeichnung des Friedensvertrages alle Mühe geben, ihre Liebe zu teilen. Wir wurden so herzlich empfangen und werden dieses sonnige Lächeln über die Meilen hinweg nie vergessen.
Danke fürs Lesen, we’ll ‚meat‘ you guys around the world!