Wir sind jetzt seit rund sechs Monaten unterwegs und unsere kleine Zoe ist soeben ein Jahr alt geworden. „Happy Birthday Zoe!“ Während wir wieder mal am Lagerfeuer sitzen, den quakenden Kröten im Hintergrund zuhören und die Zeit Revue passieren lassen, finden wir es gerade treffend, einen Blogeintrag zum Thema «Reisen mit einem Baby» zu schreiben.
Als wir zum ersten Mal unsere Familie und Freunde mit der Idee der Reise konfrontierten, damals vor über einem Jahr, war die häufigste Reaktion, die wir darauf bekamen: «Was? Mit einem Baby?». Nun, wir wollen euch gerne erklären, warum wir genau diese als die beste Zeit zum Reisen betrachten!
Da das Vollzeit-Unterwegssein neu für uns war, wollten wir unsere Reise in einem uns bekannten Land starten. Damit wir die dortige Sprache sprechen können und eine Kultur erfahren, die nicht allzu anders ist, als die der Heimat. Die Wahl fiel natürlich auf die USA, einem Land, das wir sehr mögen! Aber das Reisen mit einem Baby ist überall auf der Welt möglich, da sind wir uns sicher!
Eine gute Freundin zitierte kürzlich einen Vers von Leigh Hunt:
“Reisen in Begleitung unserer Liebsten ist Heimat in Bewegung”
Alle Eltern sind wohl mit uns einig, dass, solange Mami und Papi in der Nähe sind, das Baby glücklich ist! Die ersten fünf Lebensjahre eines Kindes sind äusserst prägend für die Zukunft, aber gemäss Factsforlifeglobal, ist die kritischste Phase bezüglich der Formation der kindlichen Hirn-Architektur die der ersten drei Jahre.
Babies brauchen «gute Ernährung, Schutz und Stimulation durch Gespräch, Spiel und Aufmerksamkeit von Bezugspersonen» (https://www.unicef.org/early-childhood-development), sowie ganz viel Liebe natürlich. Also, was gibt es Besseres für Zoe, um ihre Lebensreise zu starten, als zu 100% der Zeit von beiden Elternteilen begleitet zu werden? Wir jedenfalls fühlen uns privilegiert, dass wir die Möglichkeit hatten, unsere Jobs für einige Zeit hinter uns zu lassen, unsere Tochter mit einer Fülle von Eindrücken zu beschenken und dabei keinen einzigen Meilenstein in ihrer Entwicklung zu verpassen, während wir das Abenteuer unseres eigenen Lebens erfahren.
Spielen in der Natur
Holz von Steinen zu trennen, Blätter und Tannzapfen zu sortieren und im nassen Sand zu wühlen bis hin zu minutenlangem Froschquaken während der Laichsaison lauschen… wir können nicht genug betonen wie viele Vorteile es für ein Kind hat, sich in der freien Natur aufzuhalten. Es ist eine wahre Freude, Zoe’s vor lauter Begeisterung strampelnde Beine zu sehen, wenn sie wilde Tiere vor unserer Türe entdeckt. Noch grösser ist der Lerneffekt, indem sie zurück in ihrem «Schlafzimmer» die gesehenen Kreaturen mit denjenigen in ihrem Bilderbuch vergleichen kann. Zoe hat bestimmt mehr Tiere in ihrem ersten Lebensjahr kennengelernt als ihre Altersgenossen mit einer Zoo-Jahreskarte.
Zoe wird zwar dreckig, aber soll das nicht gut sein für das Immunsystem und helfen, das Risiko vor Asthma oder Allergien zu reduzieren? Ältere Generationen behaupten dies jedenfalls und wir glauben auch daran.
Unser Wohnzimmer ist die Natur. Wir mögen zwar keine grosse Teppichfläche anbieten können, worauf Zoe wichtige grobmotorische Fähigkeiten erwerben und üben könnte. Dafür haben wir unter dem Vordach eine wetterfeste Matte, ein paar Campingstühle, einen Tisch und eine grosse Auswahl an unterschiedlichem Terrain. Unsere kleine Kletterin hat keine Grenzen und entwickelt besonders viel Selbstvertrauen sowie eine gute Portion gesunden Menschenverstand auf ihrem Weg.
Wie sieht es aus mit Sozialkompetenzen?
Eine meiner (Abigail) grössten Befürchtungen, als wir uns auf den Weg machten, handelte davon, wie Zoe Beziehungen zu fremden Leuten aufbauen könnte, wie sie lernen sollte, mit anderen Kindern zu spielen, zu teilen und Freundschaften aufzubauen, bzw. zu pflegen. Der Kontrollfreak in mir meldete sich sogar bei «Meetup» an, sodass wir von Zeit zu Zeit eine Spielgruppe besuchen könnten. Diese Mitgliedschaft haben wir noch nicht einmal benutzt. Wir lernen fast jeden Tag neue Menschen kennen. Mit einem Baby zieht man die Leute förmlich an. Zoe begrüsst jeden mit einem Lächeln und winkt zum Abschied. Wir haben Reisende kennengelernt und ab und zu sogar wieder getroffen, wie uns mit ansässigen Familien angefreundet, die uns netterweise zu sich eingeladen und für Spielkameraden gesorgt haben. Dank der modernen Technologie sind wir stets auch mit unseren Familienmitgliedern und Freunden von zu Hause über Video-Telefonie in Kontakt, was Zoe ebenso zu erfreuen scheint!
Was ist mit Ausrüstung und Spielzeug?
Als Zoe zur Welt gekommen war, bekamen wir vier Kinderwagen geschenkt…wie toll ist das? Nun, da wir vollzeitlich reisen haben wir kaum je einen gebraucht und mussten jeden wieder weggeben. Wir haben einst gehört, dass «Overlanding kein Overlanding ist, solange man nicht das letzte Ding losgeworden ist, das man nicht wirklich braucht». Wie wahr das doch ist!
Leute verbringen Monate damit, eine Ausrüstung für ihr Baby vorzubereiten. Sie kaufen den richtigen Autositz und versichern sich, alles Notwendige für die Ankunft des Kindes beieinander zu haben. Als wir uns auf unsere Reise begaben, versuchten wir uns eines ähnlichen Ansatzes. In der Sorge um ihre Sicherheit, kauften wir eine Absperrung fürs Bett, damit Zoe versorgt sei und sicher spielen könnte… bis sie drei Wochen später bereits lernte, darüber zu klettern! Wieder etwas für den Gebrauchtwarenladen.
Eltern wissen, dass Pfannen und eine Kartonschachtel oft spannendere Unterhaltung bieten als die neuste Ergänzung der Spielzeugkiste. Unsere Erfahrung zeigt, dass man wirklich nicht viele Spielsachen mitnehmen muss. Zoe erhält sogar immer wieder welche geschenkt auf der Reise! Sie liebt Bücher. Wir können Bücher im Overlanding-Stil ausleihen und sie auf Campingplätzen oder durch unsere Lieblingsbibliothek, „The Little Free Library“, austauschen.
Also, was braucht man wirklich?
Folgend eine Liste der Dinge, die sich für uns als praktisch erwiesen haben:
- Tischsitz zum Festklammern- Ein Muss! Ermöglicht eurem Baby bei den Mahlzeiten richtig dabei zu sein. Wir haben ihn gekauft, um ihn an unseren Campingtisch zu klammern, konnten ihn aber auch in Restaurants, Picknickplätzen und fremden Häusern bestens gebrauchen.
- Samsonite Babytrage- Der Känguruh-Sack! Dieser Kinderwagen-Ersatz hat uns ermöglicht, Zoe auf Strandspaziergängen, Walderkundungen und Bergwanderungen mitzunehmen. Selbst, wenn Mami etwas Wichtiges erledigen musste, Zoe war stets dabei… völlig stressfrei ;-).
- Faltbare Badewanne- Eine unserer Favoriten! Dieser schmale Plastik verwandelt sich in einen fantastischen, stabilen Platz zum Baden. Zoe liebt ihre Badezeit. Wir gebrauchen es in unserem Camper, in Campingduschen und sogar am Strand! Es ist vielseitig und kann auch für Wäsche oder als Unterlage zum «Drecklen» und «Götschen» benutzt werden.
- Samsonite Reisebett- Ein pop-up-Zelt mit Moskitonetzeingang ist der perfekte Lückenfüller neben unserem Bett. Die Matratze haben wir durch eine massangefertigte von Tuft & Needle ersetzt. Das Reisebettchen ist in etwa der einzige Ort, indem Zoe sicher «eingesperrt» werden kann. Sie kann friedlich schlafen, während Mami und Papi einen gemütlichen Abend am Lagerfeuer verbringen oder sich dem Abwasch widmen.
- Babyphon- Ja, genau wie wir es auch in einem Haus mit vier Wänden verwenden würden, haben wir uns entschieden, dies zu unserer Liste der Notwendigkeiten hinzuzufügen. Obwohl wir ja nie weit von Zoe entfernt sind, wollten wir nicht ständig Gespräche mit Freunden unterbrechen müssen, um nach ihr zu schauen. Das Babyphon wurde uns freundlicherweise von anderen Reisenden geschenkt.
- Thermosflasche- Simpel, aber ebenso praktisch. Für jene Mütter, die nicht stillen können, ist diese Flasche unabdingbar zum Schoppen-Fläschchen bereitmachen. Es gab Zeiten, in denen uns das Gas ausgegangen ist. Ausserdem hatten wir abends stets eine 1Liter-Flasche gefüllt, um für 24 Stunden heisses Wasser zur Hand zu haben. Diese Flasche begleitet uns überall hin. Immer da, um die Babymilch zuzubereiten.
- Tommee Tippee Thermos-Flaschenhalter- Leider haben wir den irgendwo liegenlassen. Oder ist er den Grand Canyon runtergefallen? Wie die Thermosflasche half auch er, Zoes Milch warmzuhalten. Super für lange Autofahrten oder jene Gelegenheiten, wo sie einfach nicht hungrig war.
- Wetterfeste Spielmatte- Ein toller Platz für Zoe zum spielen, rollen, krabbeln und klettern! Sie ist leicht und einfach zusammenzufalten. Die Matte kann auf feuchtem Boden ausgelegt werden, hält schlechtes Wetter aus und ist einfach zu reinigen. Sie bringt zusätzlichen Komfort auf steinigem Grund und sieht hübsch aus. Dafür bekommen wir viele Komplimente!
- Klapp-Wickeltasche/-unterlage- Ein Geschenk zu meiner Babyshower-Party. Diese Wickeltasche war sehr oft in Gebrauch. Kompakt wie sie ist, kann man sie leicht mitnehmen und dennoch bietet sie genügend Platz für alle nötigen Feuchttücher und Windeln. Sie hat sogar ein Extrafach für weiteres Zubehör. Wenn ihr wirklich nicht viel herumtragen möchtet, könnt ihr darin sogar einen Snack oder Ersatzkleidung transportieren (wir legen das einfach in die Mitte). Super für Stadtausflüge.
- Gerber Puffs- Apropos Snacks: diese gehören ins Auto. Sie mögen nicht die gesündeste Option sein, aber sie schenken uns 20 Minuten kostbare Zeit auf einer langen Fahrt. Unsere Kleine bleibt so ein wenig länger zufrieden.
Was, wenn euer Kind nicht gerne Auto fährt?
Mit einem Baby zu reisen ist nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen. Vor allem dann nicht, wenn euer Kleines nicht gerne Auto fährt! Ups, ein kleines Problem…! Jedenfalls, wie überall auf der Welt, ob zu Hause oder auf Reisen, man gewöhnt sich daran und überwindet auch diese Hürde. Wir haben ein paar Tricks herausgefunden, die uns Gublers helfen, unterwegs zufrieden zu bleiben. Wenn euer Kleines lieber frei sein möchte, findet ihr den einen oder anderen Tipp vielleicht auch hilfreich:
- Plant die Nickerchen eures Kindes! Wir reisen gemütlich, aber wenn eine längere Fahrt ansteht, versichern wir uns, dass diese während Zoes Schläfchen stattfindet. Das kann heissen, dass wir bis Mittag warten müssen, aber wir behalten alle unseren Verstand.
- Habt eine Baby-Ausrüstung fürs Auto. Wenn Zoe wach ist, muss sie unterhalten werden. Wir haben eine Kiste mit einer Auswahl an Spielsachen und Büchern parat. Wobei wir wahrscheinlich auch mit einer Kiste nur mit Büchern auskommen würden…;-)
- Benutzt einen Schminkspiegel. Ursprünglich wollten wir einen Spiegel kaufen, der speziell für rückwärtig angebrachte Autositze gedacht ist. Ein Spiegel, den Zoe aber selber in der Hand halten kann, hat sich als noch praktischer erwiesen (vor allem jetzt, wo sie sowieso schon nach vorne gerichtet sitzt). Neben dem Beobachten von Mami und Papi von hinten, braucht sie den Spiegel auch, um lustige Grimassen zu schneiden oder Veränderungen in ihrem Gesicht festzustellen, wie zum Beispiel ihre Zunge oder ihren ersten Zahn.
- Holt euer Repertoire von Liedern und Versen hervor. Wir singen sehr viel im Auto. Wir haben uns auch schon mit Webseiten wie bbc school nursery rhymes beholfen, um Mamis Stimmbänder zu schonen!
Hoffentlich habt ihr beim Lesen unseres Blogs festgestellt, dass sich das Leben mit einem Baby nicht gross unterscheidet, ob man auf Reisen ist oder nicht. Als frischgebackene Eltern haben wir uns zwischendurch vielleicht mal etwas verloren gefühlt, aber Zoe hat uns stets genau gezeigt, was sie brauchte und wann. Von Milchpulver über Breie zu fester Nahrung und der Einführung von Kuhmilch, wir haben eine Routine gefunden, die zu unserem Lebensstil passt und wir müssen zugeben, dass wir uns glücklich schätzen können, so eine fröhliche kleine Camperin an Bord zu haben. Wir finden, sie entwickelt sich prächtig und können es nur empfehlen, so eine aufregende Reise mit unserer Kleinen teilen zu dürfen. Wenn sich Zoe auch nicht an alles erinnern wird, es wird sie für immer prägen. Wartet nicht auf später. Sie werden so schnell gross!
Danke fürs Lesen… „We’ll meat you around the world!“