Gublers Blog

Wyoming war der erste Staat, indem es Frauen erlaubt wurde wählen. Deshalb wird er auch the «equality state», der «Gleichberechtigungsstaat», genannt. Die meisten Leute nennen ihn jedoch den «Cowboy-Staat» und so würden auch wir ihn beschreiben. Tatsächlich waren die ersten, die uns in Wyoming über den Weg liefen, drei Cowboys auf einem Viehtrieb. Daneben stand ein Schild mit der Aufschrift «Eat beef – this is cattle country» («Esst Rindfleisch – dies ist das Land des Viehs»). Genau nach unserem Sinn!!! Menschen wohnen hingegen wenige hier, es ist der dünnstbesiedelte Staat von Amerika. Wir könnten jedenfalls hier leben, wenn die harten Winter und ganzjährigen Winde nicht wären.

Auf der Fahrt durch Wyoming wird es einem nie langweilig. Es gibt von Wüste über Canyons bis zu schneebedeckten Bergen und Prärien jede Menge Abwechslung und entsprechend zahlreiche unterschiedliche Wildtiere: Gabelantilopen, Hirsche, Rehe, Elche, Wapitis; Adler, Schlangen sowie Bären und selbstverständlich Bisons, welche die Flagge von Wyoming zieren.

Unsere Reise durch Wyoming begann mit einem Besuch des «Devil’s Tower» (dt. Teufelsturm), der ersten als National-Monument anerkannten Sehenswürdigkeit der USA. Dieser 264 Meter hohe Einzelberg besteht aus Klingsteinporphyr, einem Vulkangestein aus erkaltetem Magma oder Lava. Zusammen mit ein paar anderen Wanderern (und einer Schlange!) genossen wir es an einem wunderschönen Tag, dieses einzigartige geologische Gebilde zu erkunden.

In Gillette füllten wir unseren Vorrat an erstklassigem Rindfleisch, dann stoppten wir kurz in Buffalo, bevor wir uns zu den «Big Horn Mountains» aufmachten. Dort atmeten wir die frische Bergluft ein und unternahmen einige Wanderungen durch die Spätfrühlingswiesen. Dies alles erinnerte uns stark an unsere alte Heimat in der Schweiz. Ohne jeglichen Handy-Empfang genossen wir drei Tage Familienzeit und natürlich unsere ausgezeichneten Steaks.

Der nächste Halt war in Thermopolis, der Stadt mit der weltgrössten Mineral-Heisswasserquelle (gemessen an der Menge des durchlaufenden Wassers, nicht an deren Fläche). Diese Attraktion befindet sich innerhalb des Hot Springs State Parks und beinhaltet lässige Pools, in denen man planschen kann. Wir hingegen entschieden uns für ein Bad im «Big Horn River», worin das Wasser aus den heissen Quellen mündet, und wurden Zeugen von drei waghalsigen Klippenspringern.

Mit entspannten Knochen fuhren wir schliesslich weiter südlich durch die atemberaubenden Schluchten des «Teeter Canyons» und verbrachten eine Nacht am «Boysen Reservoir», bevor wir schnurstraks Cody, die Stadt von Buffalo Bill, anpeilten.

Es war Abigail’s Geburtstag, und in echter Wild West-Manier machten wir einen Pferderitt über Cody’s staubige Hügel. Das war echt super! Vielen Dank an «Cedar Mountain Trail Rides». Zum Abendessen gab es Pizza und zum Nachtisch eine live Strassenaufführung einer Wild West Show beim altehrwürdigen Irma-Hotel. Die Herberge wurde von Buffalo Bill selbst so getauft, zu Ehren seiner Tochter Irma. Buffalo Bill Cody, der Showman seiner Zeit gründete die Stadt 1895. «Buffalo Bill’s Museum of the West» dokumentiert eindrücklich, neben drei weiteren Ausstellungen, sein Leben. Mit nur einem Morgen Zeit, konnten wir lediglich einen kleinen Teil des Museums besichtigen. Die Tickets würden einem jedoch zwei Tage lang Eintritt gewähren und das leuchtet uns ein. Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert!

Wir verliessen Cody mit wunderbaren Erinnerungen, T-Shirts und einer Gürtelschnalle und nahmen die 50 Meilen lange Strasse westwärts, die uns zum Yellowstone, dem 1872 gegründeten und somit ersten Nationalpark der USA, führte. Eigentlich gehören wir nicht zu den Reisenden, die im Voraus buchen, doch für den Yellowstone befolgten wir die unzähligen Empfehlungen anderer und reservierten unsere Campingplätze im Park vorzeitig. Es ist eben nicht nur der erste Nationalpark der USA, ja sogar der Welt, sondern auch der meistbesuchte. Zum Glück konnten wir uns gerade noch auf drei unterschiedlichen Campingplätzen anmelden. Gerade diese Woche wurde Yellowstone nach dem Covid-Lockdown wiedereröffnet. Wir erwarteten keinen allzu grossen Ansturm und andere Besucher bestätigten, dass es nicht sonderlich betriebig sei. Uns jedoch kam es schon ganz schön gedrängt vor und wir waren froh, dass wir nicht Mitte August, während der Hochsaison eines «normalen» Jahres aufkreuzten!

Es gab allerdings auch Einiges zu erleben im Park (3470 Quadratmeilen Fläche), was uns alle drei Tage auf Trab hielt: die sulfurhaltige Luft der vielen Geysiere einatmen, dem «Old Faithful» bei seiner pünktlichen Show zuschauen, die Farbpalette beim «Grand Prismatic Spring» bewundern, den mächtigen Canyon bestaunen, den der Yellowstone River über die Jahrtausende in die Landschaft gefressen hatte. Und dies stets nach Wildtieren Ausschau haltend. Yogi Bär haben wir zwar nicht erblickt, dafür aber einen schönen Wolf, einen Elch und jede Menge Bisons. Ausserdem liefen Büffel frei über den Campingplatz… wir waren froh, nicht in einem Zelt übernachten zu müssen!

Der Yellowstone ist faszinierend; es blubbert und dampft aus der Erde, wo man auch hinsieht. Der Park sitzt auf einem gigantischen unterirdischen Vulkan, der, sollte er denn ausbrechen, das Gesicht der Erde für immer verändern würde. Was für ein Ort!

Südlich des Yellowstone’s liegt sein bergiger Bruder, «Grand Teton National Park». Die Panorama-Strasse führte uns durch die malerische Landschaft des Grand Teton Bergmassivs. So malerisch, dass sogar Ansel Adams die Schönheit in seinem bekannten Stück «The Tetons and the Snake River» festgehalten hatte.

In der Hoffnung auf einen Bären zu treffen, verbrachten wir zwei Nächte im «Bridger Teton Nationalwald». Mit Bärenspray bewaffnet, wagten wir sogar einen Spaziergang weiter in die Wildnis, aber wir hatten leider kein Glück. Unsere Campingnachbarn hatten jedoch tatsächlich einen Grizzly erwischt. Wahrscheinlich sollten wir einfach unser Ausschlafen opfern und früher aufstehen.

Nach dem Nationalpark-Marathon tauchten wir in die Welt des Glamours im feudalen Ort «Jackson Hole», dem St. Moritz Wyomings. Boutiquen, Gallerien und Bergmodeläden säumten die Fussgängerzone. Ein bisschen zu nobel für uns, aber die ausgestellten Geweih-Bögen im Park und die Wild West-Postkutsche, die durch den Ort galoppiert, hatten schon was für sich.

Der ganze Trubel und Tourismus machten uns müde. Wir mussten für ein paar Tage fliehen und ein etwas ruhiges, abgelegenes Plätzchen finden. Dies erreichten wir in «Granite Hot Springs». Die zehn Meilen lange Route dorthin hatte es aber in sich! Der Weg war mit Schlaglöchern der Grösse von Mondkratern übersäht, weswegen Richie sogar Luft aus den Pneus lassen musste, damit wir unversehrt dort ankamen! Für diese kurze Strecke brauchten wir mehr als eine Stunde. Aber…das war es Wert. Uns erwartete ein wunderschöner Campingplatz neben einem Fluss und im Hintergrund Berge in allen Grüntönen. Grosse Wohnmobile würden es nicht dort hoch schaffen, obwohl es praktisch leer war. Glückseligkeit pur! Eine Meile weiter rauf (wir wanderten!) fanden wir die heissen Quellen und badeten für Stunden darin, was für ein Erlebnis.

Auf dem Weg nach «Flaming Gorge» hielten wir beim «Fossil Butte National Monument» und campierten praktisch im Gebiet eines ehemals subtropischen Sees: ein kleiner Landstrich Naturschutzgebiet zwischen privaten Viehfarmen und nur fünf Autominuten zum Besucherzentrum. Hätten wir unsere Ausgrabungswerkzeuge ausgepackt und genug tief gegraben, hätten wir bestimmt ein paar versteinerte Fische gefunden. Diese Gegend bringt einige der weltbesterhaltenen Fossilien von Fischen, Schildkröten, Pflanzen, Vögeln und Reptilien zutage. Dem Besucherzentrum gelang es, diese prähistorischen Exemplare sehr schön in Szene zu setzen.

«Flaming Gorge» bildete das grosse Finale unseres Wyoming-Besuchs. Es wird auf jeden Fall seinem Namen gerecht (dt. flammende Schlucht). Die Fahrt zum Flaming Gorge Reservoir, wo wir dreimal übernachteten, war spektakulär. Dunkle Wolken ragten über der Wüste, türmten sich auf und waren in ein dramatisches Abendlicht getaucht, der Traum eines jeden Fotografen… aber wenn die Dämmerung einsetzt… Mann, oh Mann, dann brennt der Himmel wie es sein Name verrät…

Nun, wegen alledem schafft es Wyoming auf unsere «Top of the States»-Bestenliste!

Danke fürs Lesen, we’ll meat you around the world.

4 Kommentare

    • Hallo Connie, vielen lieben Dank für das Kompliment! Es freut uns sehr von dir zu hören und dass dir unser Blog gefällt! Liebe Grüsse aus Washington State, auch an Werner, Richie, Abigail & Zoe

  1. Hallo Richie, Abigail und Zoe.

    Endlich sind wir mal dazu gekommen Eure Reiseberichte nachzulesen. Es ist unglaublich spannend Eure Reise mitzuerleben. Wir haben es einigermassen ruhig auf dem Camping mit diesem Covid-Scheiss, wir machen das beste draus.
    Wir wünschen Euch weiterhin gute Reise mit vielen schönen Erlebnissen. Hebet Sorg.

    Liebe Grüsse Fredy und Theri

    • Hallo Fredy und Theri, vielen Dank für den lieben Kommentar. Es freut uns sehr von euch zu hören, und dass es euch gut geht! Wir geniessen unsere Reise sehr und hoffen das unser Visum verlängert wird. Drückt uns die Daumen! Liebe Grüsse nach Langwiesen von uns drei.

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